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Amsterdam, echt lekker!

  • Autorenbild: Michael Raab
    Michael Raab
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 1 Tag

Wer 1928 bei den Olympischen Spielen in Amsterdam im Marathon das Ziel sehen wollte, der musste ein paar Meter mehr laufen als heute, nämlich 42,750 km. Der für Frankreich startende Algerier Mohamed Boughera El Ouafi kam in 2:32:57 Stunden als erster an.


Plakat der 9. Olympiade und Marathon Goldmedaillengewinner Mohamed Boughera El Ouafi

So tragisch wie sein Leben endete, er wurde mittellos und bei einem Familienstreit erschossen, verlief danach auch die Geschichte von Paavo Nurmi. Er gewann hier seine letzten drei Medaillen, wurde danach lebenslang gesperrt, verpasste dadurch den Marathon bei den folgenden Spielen in Los Angeles und starb letztlich darüber noch immer verbittert, fast blind und nach mehreren Herzinfarkten.


Prominentes Starterfeld


Ganz anders, nämlich strahlend präsentierte sich eine andere Berühmtheit im Rahmen des 50. Amsterdam Marathon, Haile Gebrselassie. 2005 war es sein erster Sieg über die Marathondistanz. Den wollte sich nun auch endlich Joshua Cheptegei, der Weltrekordler über 5.000 und 10.000 m, holen genauso wie der tansanische Rekordhalter Gabriel Geay und Tsegay Getachew aus Äthiopien.


Letztendlich hieß der Sieger mit neuem Streckenrekord von 2:03:30 h Geofry Kipchumba aus Kenia. Die Zeit ist deshalb interessant, weil sie heuer die viertschnellste Marathon Zeit weltweit ist. Die Strecke ist definitiv prädestiniert für Rekorde, flach, wenige und wenn dann größtenteils weite Kurven. Dazu kamen kühle Temperaturen, kaum Wind und ein super Publikum.


DJ im goldenen Mini Cooper und Plakat 50 Jahre Amsterdam Marathon

Das feuerte in Tom Dumoulin auch einen ihrer Nationalhelden an. Der Niederländer gewann 2017 den Giro d’Italia, außerdem Etappen bei der Tour de France und Vuelta a España, wurde Weltmeister im Einzel- und Mannschaftszeitfahren. Dazu kamen zwei Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen. Bei der Premiere in seiner neuen Sportart lief er mit sensationellen 2:29:21 h ins Ziel. Auf Anhieb zählt er damit zu den 50 schnellsten seines Landes im Jahr 2025.


Amsterdam ist definitiv eine Reise wert


Johannes Vermeer, Rembrandt van Rijn, Vincent van Gogh, das Rijksmuseum, das Unesco Weltkulturerbe des Grachtengürtel mit seinen historischen Häusern und Kanälen, der Vondelpark, das Anne Frank Haus, der Stadtteil Jordaan mit seinen Märkten und Kneipen… Zusätzlich zum Marathon gibt es viel zu entdecken und erleben in der Hauptstadt der Niederlande.



World Athletics Platin Label Road Races


Da es weltweit nur 13 Rennen mit dieser Premium Auszeichnung gibt, bleiben nach den sieben Majors, bei denen ein Startplatz ein Glücksfall ist, nur noch sechs. Dazu zählen der Nagoya Women's, Shanghai, Valencia, Seoul und Amsterdam Marathon.


Damit ein Event zur erlesenen Elite gehört, muss in puncto Organisation, Spitzenathleten, internationale Medienpräsenz, Sicherheit, Streckenführung und Teilnehmererfahrung alles top sein.


Start im Amsterdamer Olympia Stadion

Insofern kann man sich fast sicher sein, dass einen in Amsterdam, zumal beim Jubiläum, ein erstklassiges Erlebnis erwartet.


Dieses beginnt bereits bei der Marathonmesse, auf der die Teilnehmer herzlich begrüßt werden. Besonders angenehm: Es gibt nur die Startnummer frei von jeglichem Schnickschnack und Werbung plus ein cleans Shirt, das, wenn es nicht passen sollte, gleich in die richtige Größe umgetauscht werden kann.


Erstes Highlight Start


Trotz an die 30.000 Teilnehmer über die Marathondistanz, 30.000 weitere starten beim 7,5 km Run und Halbmarathon, geht es auch beim Start entspannt zu. Und mit etwas Glück steht A auf der Startnummer und man läuft im alten Olympiastadion los. Die Atmosphäre dort zählt definitiv zu den schönsten Starts weltweit.


Danach kommen die beiden Felder schnell zusammen und bald darauf geht es in den unter Denkmalschutz stehenden Vondelpark, der grünen Lunge Amsterdams, vorbei an Picassos Figure découpée l'Oiseau.


Teilnehmer laufen durch das Rijksmuseum

Raus aus dem Park, den wir zum Ende hin noch einmal in umgekehrter Richtung durchlaufen, ein paar Meter auf der Stadthouderskale, rechts ab zum Rijksmuseum und mit klassischer Musik mitten hindurch. Fantastische erste vier Kilometer.


Nun folgen zuschauergesäumte Kilometer und eine Schleife um moderne Hochhäuser. In jeder Unterführung gibt es fette Beats auf die Ohren, draußen halten diverse DJs die Stimmung hoch.


Windmühle, Schafe und Kühe


Apropos draußen. Es geht raus aus der Stadt aufs Land, fünf Kilometer die Amstel auf der einen Seite entlang und auf der anderen Seite wieder zurück. Langweilig? Ganz im Gegenteil. Auf der einen Seite lassen sich luxuriöse Häuser bewundern, deren Bewohner kräftig anfeuern, auf der anderen ist es logischer Weise der Rückweg, auf den einen die Begleitboote ziehen.


Läuferinnen mit Windmühle im Hintergrund

Die folgenden Kilometer durch ein Vorort Industriegebiet sollten eigentlich langweilig sein. Doch auch hier ist die Stimmung so gut, das Auge so gespannt, was einen als Nächstes erwartet, dass selbst auch die breiten, geraden Straßen schnell ein Ende finden.


Und schon nähern wir uns wieder der Amstel mit dem 5Sterne Amstel Hotel, dem ersten Amsterdamer Grand Hôtel. Um es sofort zu erkennen, lohnt sich im Vorfeld eine Bootstour durch die Grachten.


Ohne Durstlöscher, dafür extra Meter


Jetzt sind es nur noch fünf Kilometer bis ins Ziel. Sehr schade ist allerdings, dass es weder dort noch bei der „Heineken Experience“, der ehemaligen Brauerei, ein Bier gibt. Überhaupt ist die „Zielverpflegung“ so dürftig, dass die sicher nicht bei der Bewertung des Platin Labels berücksichtig wurde; ebenso wenig dass die nahegelegene Bahnstation im Anschluss gesperrt ist und es ein ordentlicher Fußweg bis zur nächsten ist.


Bier Zapfhähne

Also lieber volle Konzentration auf die letzten Kilometer. Bereits im Vondelpark reihen sich die Zuschauer aneinander und danach stehen sie johlend in Fünferreihen Spalier. Wow!


Marathontor und nur noch dreihundert Meter im Stadionoval auf den Spuren von Mohamed Boughera El Ouafi, Paavo Nurmi und Haile Gebrselassie bis zum Ziel.


Goldenes Jubiläumsfazit


Unglaublich, wie schnell ein Marathon vorbei sein kann. Zwar musst du einmal im Leben nach Biel und manche Marathons wie zum Beispiel Mailand reichen bei aller Liebe zu Italien einmal, aber du musst mindestens zweimal nach Amsterdam!


ree

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