Blauer Freitag
Der Weißsee Gletscherwelt Trail GWT bietet mit 36,1 Kilometern „einen guten Einstieg in das hochalpine Trail Running.“ Entscheidend ist hoch-alpin, denn 45 % der Strecke liegen über 2.000 m, der höchste Punkt mit dem Kapruner Törl sogar auf 2.693 m. Insgesamt stehen 1.510 m im Aufstieg und 2.230 m im Downhill auf dem Programm, wobei letztere auch steile, technisch anspruchsvolle Passagen aufweisen.
Da der Großglockner Ultra-Trail mit weiteren Distanzen von 57 über 84 bis hin zu 110 km am letzten Juli Wochenende stattfindet, heißt das, dass wir uns in der Hauptreisezeit befinden; entsprechend früh sollte man sich um sein Quartier kümmern oder bereit sein entsprechende Preise zu bezahlen.
Insgesamt ist das Event kein Schnäppchen, doch aufgrund der wirklich beeindruckenden Bergwelt seinen Preis auch wert. Da fällt es gleich positiv auf, dass es in Kaprun zwei große, kostenfreie Parkplätze gibt. Von hier aus sind die Registrierung, Expo, Start und Ziel im Zentrum schnell zu Fuß erreicht.
Wobei der GWT am Enzingerboden, der Talstation der Weißsee-Gletscherwelt Bergbahn, auf 1.483 m startet. Deshalb empfiehlt es sich bei der Anmeldung den Transfer dorthin gleich dazu zu buchen und die 45 Minuten auf kurviger Bergstraße dösend zu überbrücken.
Danach bleiben bis zum Start nur noch 60 Minuten, die in der Schlange für die Toiletten rasend schnell vergehen. Dann das Dropbag – ein super Service, denn hier oben kann es auch im Sommer empfindlich kühl sein – abgegeben und ab in die Startbox.
3, 2, 1…
Und schon sind wir im Rennen. Das Feld jagt über die ersten 40 flachen Meter und zieht sich sogleich auf den nächsten tausend mit bis zu 28 % in die Länge. Mit dem Grünsee ist das erste Highlight und Zeit zum kurzen Verschnaufen erreicht.
Nach der Mittelstation geht der breite Schotterweg in einen feinen, sich bis zur Rudolfshütte auf 2.315 m windendend und über ein erstes Schneefeld führenden Trail über. In der Regel müssen hier die verpflichtend mitzuführenden 1,5 l Flüssigkeit noch nicht aufgefüllt werden, doch bis zur nächsten Möglichkeit sind es noch 14 Kilometer und 600 Höhenmeter.
Doch zunächst geht es über 300 Höhenmeter hinunter in Richtung Tauernmoos Stausee, über ein kleines Wildbachbrücklein und sofort in den nächsten Anstieg. Dieser zieht gleich richtig Körner, lässt einen dann etwas verschnaufen, um mit über 30 % im letzten Teil klar zu machen, was hochalpin bedeutet.
Glücklicherweise tauchen links oberhalb bald die ersten Köpfe am Kapruner Törl auf. Und so steil, wie es über Wiesenhänge zur Scharte hinauf ging, fällt der Trail auf der anderen Seite über Gestein- und Schneefelder ab.
Durchschnaufen und Genießen
Allerdings sind es nur ein paar Höhenmeter. Danach verliert der Trail am Hang entlang führend angenehm an Höhe und man kommt gut voran. Richtig schnell sogar auf den nächsten fünf Kilometern entlang des Mooserboden Stausees und über die beiden imposanten Staumauern.
An deren Ende wartet der einzige vollumfängliche VP. Doch sich hier gedanklich bei nur noch 16 zu laufenden Kilometern bereits im Ziel zu wähnen, kann mental fatale Folgen haben. Zwar geht es nur noch bergab und zunächst auf breiten (Forst-)Wegen und Straße, doch dann folgen noch etliche technische Leckerbissen und Downhill Passagen.
Der Wasserfallboden
Nomen est Omen und eine der schönsten Stellen ist die seilversicherte Stelle mit Klammern über dem Wasserfallboden Stausee, wo es eine gratis, bei sommerlichen Temperaturen herrlich erfrischende Naturdusche gibt, an deren Ende es in den Berg hinein geht.
Danach sind Steherqualitäten gefragt: Erstens, weil es im Zickzack und damit dem Ziel nicht näherkommend bergab geht, und zweitens über den Parkplatz der Gletscherbahn hinweg bis zum Klammsee eine lange Gerade folgt.
Am liebsten würde man hier hineinspringen und sich abkühlen, denn nach dem letzten kurzen Downhill quält einen der geteerte Radweg parallel zur Straße. Aufmunternd wirken da die beiden 1.000 und 500 m Schilder sowie die Anfeuerungsrufe einiger Zuschauer.
Unter der Straße durch, links, rechts, links, rechts und dann ist das Ziel leider schon viel zu schnell erreicht und die Finisher-Medaille baumelt um den Hals.
Fazit
Auch wenn es kein Ultra ist, so macht es Sinn, den Freitag blau zu machen, denn die Strecke ist absolut attraktiv und macht bis auf die unvermeidlichen Längen zum Ende hin richtig viel Spaß, Starterfeld das international und die Organisation professionell.
Alle Infos und Details finden sich übersichtlich dargestellt auf www.ultratrail.at und hier der Link zum Video mit den schönsten Impressionen.
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